Ein Singvogel im Rosengebüsch. Ein Sperling in nächtlicher Stille im Blätterwald.
Träumerei, Fried, Harmonie, Zen? In der Aquarellserie "Wildheit und Fülle" von Friederike Rave ist die Natur von anderer, von zwiespältiger Art.
Ein Farbenrausch der Blüten: prachtvoll explosiv, doch zugleich erstickend und vergiftet. Eine Vielfalt der Blätterformen: graphisch zart, und doch auch wuchernd, surreal, verstörend.
Spiegelt diese Natur unbewusst auch die Brechungen des Alltags des Menschen? Das Ineinanderfließen von Schönem und Schrecklichem? Die Unberechenbarkeit und Doppelzüngigkeit des Schicksals? In den Bildern von "Wildheit und Fülle" trotzen kleine Singvögel der faszinieren schönen Übermacht von wirbelnden Blüten und abstraktem Blättergewirr. Auch das eine unbewusste Metapher ?
Die Serie "Wildheit und Fülle" beschäftigt FriederikeRave neben vielen anderen Themen bereits seit 2013 in immer wieder anderen Variationen. Ungefähr seit dieser Zeit lebt die Künstlerin - ursprünglich eine bekennende Städterin- in Mecklenburg am Rande des Naturschutzgebiets Schaalsee mit seinen wilden Mooren, Seen und Wäldern. Seither lässt sie die Thematik von der Kraft der unberührten Natur nicht mehr los - wieso viele Künstler vor ihr von den Romantikern des 19. Jahrhunderts bis zu den norddeutschen Expressionisten. Text von Irene von Hardenberg, Journalistin und Autorin